Die Situation der Häftlinge in Sachsenhausen ist grauenhaft. Zdislaw Jasko erzählt in seinem Buch ”Ich wollte in die Schule und kam ins KZ”von den Essensrationen, die den Häftlingen täglich zugeteilt wurden. Zum Frühstück gab es einen Becher Kornkaffee und etwas Suppe. Manchmal waren in der Suppe Nudeln, Haferflocken oder etwas Grieß. Mittags gab es Steckrüben- oder Mohrrübensuppe. Manchmal gab es etwas Sauerkraut. Zum Abendbrot gab es 350 gr Brot mit einem Esslöffel Marmelade und einem Stück Margarine. Die Portionen wurden immer geringer, je länger die Häftlinge im Lager waren; zuletzt wog die Scheibe Brot nur noch 100 gr. Trotz der Unterernährung wurden die Häftlinge zur Zwangsarbeit z. B. in der Ziegelei herangezogen. Die schwere körperliche Arbeit und die Mangelernährung führten zu Entkräftung, Erkrankungen und zum Tod der Häftlinge.
Gehungert haben auch die eingeschlossenen Juden in den Ghettos wie Warschau, Lodz, Vilnius oder anderen. Die Deutschen hatten die Absicht, die Zahl der Juden auch durch den Hungertod zu verringern. Auf den Straßen lagen abgemagerte Körper; manche waren schon tot, andere lebten noch. Es gab eine amtlich festgelegte Minimalration an Nahrungsmitteln, die 1100 Kalorien am Tag betrug. Oft wurden diese Rationen unterschritten. Der tatsächliche Anteil betrug für viele kaum mehr als 200 Kalorien pro Tag. Darunter gelitten haben zuerst die Alten und die Kinder. Zusätzliche Lebensmittel gelangten nur über den Schmuggel in das Ghetto. Ein besonders begehrtes Nahrungsmittel war Brot. Aber auch Zucker und Süßigkeiten waren ein wichtiger Bestandteil im Kampf ums Überleben. Unter den Schmugglern gab es eine große Zahl von Kindern, weil sie klein und flink genug waren, sich durch die Spalten und Öffnungen der Ghettomauer hindurchzuzwängen. Oft waren sie die einzige Quelle für die Familie, an Lebensmittel zu gelangen. Viele Kinder fanden auf den Schmuggeltouren den Tod.
Ein Gedicht, das wir in Warschau auf dem jüdischen Friedhof fanden, ist diesen Schmugglerkindern gewidmet
The Little Smuggler
Through a hole, through a crack or a cranny Starving yet stubborn and canny Sneaky and speedy like a cat I daily risk my youthful neck
And if fate will turn against me In that game of life and bread Do not weep for me mother; do not cry Are we not all marked to die?
Only one worry besets me Lying in agony; so nearly dead Who´ll care for you tomorrow Who´ll bring you, dear Mom, a slice of bread?:
Henryka Lazowert Ghetto Warsaw 1941
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